Ein wenig Chemie...
An verschiedenen Stellen dieser Seiten ist von "kalkliebenden" oder "kalkfliehenden" Orchideen, von saurem, neutralem oder kalkhaltigem Boden die Rede.
Zum besseren Verständnis etwas zur Erläuterung dieser Begriffe:
Der Säure- oder Alkaligehalt eines Bodens (beides beschreibt dasselbe) wird in ph ausgedrückt.
Ein neutraler Boden hat einen ph-Gehalt von 6,5. Werte darunter bedeuten einen sauren, Werte darüber dementsprechend einen alkalischen Boden. (Auf jedem gekauften Sack Blumenerde finden Sie Angaben zum ph-Wert des Inhalts.)
Den meisten Pflanzen genügen neutrale Böden, also solche mit einem ph-Wert um 6,5. Es gibt aber auch eine Reihe von Gewächsen, die entweder saure Böden bevorzugen, wenn nicht gar benötigen (z.B. Heide-Arten oder Kamelien) oder umgekehrt Böden mit hohem ph-Wert (z.B. die beliebt Küchenschelle = Pulsatilla vulgaris oder die Schwertlilie Iris germanica) . Erstere sind kalkfliehend, letztere kalkliebend.
Kalk ist ein wichtiger Bodenbestandteil, der die Verfügbarkeit der sonstigen im Boden enthaltenen Nährstoffe für die Pflanzen erhöht und zusätzlich die Krümelbildung und damit die Wasserdurchlässigkeit und Duchlüftung eines Bodens fördert. Durch die natürlichen Niederschläge wird meist zu viel Kalk aus dem Boden gewaschen, der oft durch Menschenhand wieder ersetzt werden muss. Der "saure" Regen führt zu einer weiteren Übersäuerung des Bodens. In Gegenden, in denen das Leitungswasser kalkreich ist, kann man durch Giessen mit solchem Leitungswasser einiges ausgleichen, was dann vielfach besser ist, als das in einer Regentonne gesammelte saure Niederschlagswasser.
Viele Wildvorkommen der Freilandorchideen bevorzugen kalkreiche Böden mit hohem ph-Wert, insbesondere für eine Reihe von Cypripedien, wie z.B. Cyp. calceolus und Cyp. macranthos u.a. ist ein solcher Boden unabdingbar für gesundes und gutes Gedeihen.
Sie können den ph-Wert Ihres Bodens recht einfach selbst feststellen: Am einfachsten geht dies, wenn Sie in Ihrem Gartencenter oder in Ihrer Apotheke entsprechende Indikatorstäbchen kaufen können. Sie entnehmen an einigen Stellen des Gartens einen Esslöffel Boden, füllen diesen mit destilliertem Wasser in ein sauberes Gefäss, gut verrühren oder schütteln, den Dreck ein paar Minuten absetzen lasssen, Indikator in's Wasser halten und Wert ablesen. Ebensogut funktioniert das mit den recht günstig in jeder Zoohandlung für die Aquaristik zu erwerbenden Prüfsets für den ph-Wert. Boden wie oben beschrieben in destilliertem Wasser gut aufmischen, absetzen lassen oder Wasser durch eine Kaffee-Filter-Tüte ausfiltern, Testflüssigkeit hinzugeben und Wert ablesen. - Diese Methoden genügen einem Chemiker sicher nicht, sind aber für den Hausgebrauch völlig ausreichend.
Um den ph-Wert saurer Böden anzuheben, einfach etwas (ungedüngten!!) Gartenkalk untermischen und für die Langzeitwirkung Kalkgestein beigeben. Zur Absenkung eines zu alkalischen Bodens kann man Ammoniumsulfat dem Boden untermengen; die Wirkung tritt jedoch erst nach etwa 8 Wochen ein. Torf säuert den Boden ebenfalls.
Falls in Ihrer Wohngegend sandige Böden vorherrschen, dürften Sie weniger Probleme mit der für Orchideen erforderlichen Wasserdurchlässigkeit und der Vermeidung von Staunässe haben, als mit einer zu schnellen Austrocknung des Bodens. Hier lässt sich am einfachsten Abhilfe durch die örtlich begrenzte Beigabe von Seramis und ungedüngtem Torf schaffen.
Sind die Böden in Ihrer Gegend sehr lehmig, empfiehlt sich die Beigabe von reichlich grobem Sand, Lavagranulat, ebenfalls Seramis und/oder Bimskies, gegf. grobem Torf und eine sehr gute Drainage!
Kompost ist für Freilandorchideen in jedem Fall tabu!
Die aus hohen mineralischen Anteilen (Sand, Lavagranulat, Bims etc.) bestehenden Substrat-Mischungen verbunden mit der bei den Orchideen wegen ihrer Salzempfindlichkeit notwendigen Zurückhaltung bei der Düngung bergen die Gefahr von Mangelerscheinungen in sich. Hier noch ein paar Indikatoren, an denen solche Mangelerscheinungen erkennbar und notwendigen Gegenmassnahmen zuzuordnen sind:
Stickstoffmangel zeigt sich in gelb verfärbten, blassen Blättern und schwacher Blüte.
Bei Phosphormangel werden die Blätter bräunlich-violett und die Wurzeln sind schlecht entwickelt.
Kaliummangel führt zu braunen Rändern an den Blättern, die schließlich absterben.
Bei Kalkmangel trocknen die Blattränder ein, das Wurzelwachstum stockt und die Triebspitzen verkümmern.
Eisenmangel führt ebenfalls zu gelblichen Blättern, wobei die Blattadern aber grün bleiben.
Allerdings -und hier liegt das Hauptproblem- ist es oft zu spät, noch wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wenn man erstmal eine solche Mangelversorgung an seinen Orchideen bemerkt hat. Denn die Salzempflindlichkeit verbietet eine massive Düngerzufuhr zum Ausgleich.