Die Teilung von Cypripedium
Da hat man dann Jahr für Jahr seine Cypripedium gehegt und gepflegt und irgendwann ist es soweit: die Teilung eines Horstes steht an. Sei es, dass der Horst überaltert ist und von innen heraus beginnt abzusterben, sei es, dass man über eine Teilung die Vermehrung beschleunigen möchte oder aus sonstigen Gründen.
Zuerst stellt sich die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt. Drei Möglichkeiten bieten sich an, alle mit Vor- und Nachteilen.
Die folgende Bilderserie entstand bei der Teilung eines etwa 14 Jahre alten Horstes von Cyp. calceolus im Herbst, also nach dem Einzug der Blätter. Das Rhizom ist zur Ruhe gekommen, eine Zellteilung ist auf das Minimum beschränkt bzw. ganz eingestellt, so dass die Gefahr der Ausbreitung einer Infektion in den Wintermonaten minimiert ist, die Temperaturen sinken unter den Punkt, an dem Verpilzungen zu befürchten sind. Nachteil: Keime können in die verletzten Stellen des Rhizoms eindringen und werden dann im Frühjahr aktiv. Eine Heilung der verletzten Stellen setzt nur langsam ein.
Das gleiche habe ich auch schon im Frühjahr vor dem Austrieb vollzogen. Die Zellteilung beginnt verstärkt und schließt Wunden schneller. Die Pflanze ist auf Austrieb und Wachstum eingestellt und kann mögliche Infektionen, so sie denn nicht zu massiv sind, besser bekämpfen. Nachteil: Mit den steigenden Temperaturen steigt auch die Gefahr einer Verpilzung. Nicht nur die Zellteilung bei der Pflanze steigt mit zunehmender Wärme, auch die von schädlichen Bakterien.
Der dritte möglicher Eingriffspunkt ist die Zeit unmittelbar (binnen einer Woche) nach der Blüte. Die Pflanze beginnt mit der Bildung neuer Wurzeln und der neuen Triebe. Der Zelldruck ist sehr hoch und minimiert so das Eindringen von Pilzsporen oder Bakterien in die verletzten Rhizomteile. Nachteil: besonders die dann ausgewachsenen, vorhanden Triebe sind hinderlich bei der Teilung und drohen beschädigt zu werden, so dass die Pflanze aus ihnen in den folgenden Monaten bis zur Winterruhe keine Kraft mehr schöpfen kann. - Dieser Zeitpunkt für eine Teilung bietet sich damit insbesondere für kleine Rhizome mit nur wenigen Trieben und weniger für große Horste an.
Es geht damit los, rund um den zu teilenden Horst möglichst tief das Substrat zu entfernen, um besser unter die Wurzelmasse zu kommen. Der Abstand sollte so gewählt werden, dass möglichst wenig Wurzeln beschädigt und abgeschnitten werden.
Dann mit dem Spaten den Horst lockern.
.... und aus dem Pflanzloch nehmen:
Anschließend den Klumpen mit dem Strahl aus einem Gartenschlauch gut von allen Seiten ausspülen, so dass möglichst viel, optimal alles vom alten Substrat entfernt wird. Man muss dabei nicht zu ängstlich sein, ich arbeite mit dem vollen Wasserdruck, den die Leitung hergibt.
Das sieht danach dann so aus:
...und von unten:
Kleine oder locker gewachsene Horste oder Rhizomstücke können und sollten mit der Hand gebrochen und dann auseinandergezogen werden (siehe die Anleitung bei Michael Weinert), da dies die geringsten Verletzungen und Schäden verursacht. Das funktioniert allerdings bei einem so verwachsenem alten Horst wie dem hier abgebildeten nicht mehr.
Daher wird hier mit einem scharfen (!) und sauberen (!) Messer der Horst soweit zerschnitten, wie gewünscht, wobei selbstverständlich ein Rhizomstück mit mindestens einem Auge bzw. einer Triebspitze die kleinste Einheit darstellt. Ich benutze hierbei ein Cuttermesser. Die jeweils neu eingelegte Klinge wird sorgfältig vom Öl der Lagerung befreit. Die Teilung mit einem Spaten ist recht grob und verursacht erhebliche Verletzungen.
An den hellen Schnittstellen kann man auf dem obigen Foto schön den gesunden, recht dicken "Kern" des Horstes erkennen, was erklärbar macht, dass ein Rhizom von solch einer Stärke nicht einfach gebrochen und auseinandergezogen werden kann, wie es auf den Seiten von Weinert dargestellt wird. Ferner sieht man hier noch weiteres Substrat im Kern, das ebenfalls noch soweit es geht herausgespült wird. Lose, weil bei der Teilung ebenfalls durchtrennte Wurzeln, werden herausgepult und entfernt, damit sie später keinen Fäulniskern im Horst bilden. Gleiches gilt für alle alten und gegf. vergammelten Wurzeln oder Rhizomteile, die so zu Tage treten.
In diesem Beispiel habe ich den Horst geviertelt, da es mir nicht darauf ankam, möglichst viele Einzelteile zu erzielen. Zwei weitere, kleinere Rhizomteile, die am Rand des Horstes waren, wurden ebenfalls noch abgetrennt. - Wenn man die Teilung weiter fortsetzt, sollte darauf geachtet werden, dass jedes kleinste Einzelteil des Wurzelstocks nicht nur ein Auge bzw. eine Triebspitze aufweist, sondern auch mindesten 5 - 6 cm groß ist.
Anschließend wird vorbereitete Holzkohle...
...großzügig auf die Schnittstellen und alle verletzten Bruchstellen der Teilstücke gestreut,...
...die dann in der Zeit, in der man die neue(n) Pflanzstelle(n) vorbereitet, zum Abtrocknen der Wunden etwa 30 - 60 Min. im Schatten gelagert und danach sofort wieder eingesetzt werden:
Fertig!
Viel Erfolg!