Gartenorchideen in Kübeln + Balkonkästen




Es besteht durchaus die Möglichkeit, Freilandorchideen in Töpfen, Kübeln oder Kästen auf der Terrasse oder dem Balkon zu kultivieren.

Die Vorteile einer Gefäß- oder Container-Kultur von Freilandorchideen liegen auf der Hand:

  • Die Gefahr einer Schädigung unserer wertvollen Pflanzen durch Schnecken, ignorant über jeden Neuaustrieb im Frühjahr hinwegtrampelnden Katzen (hab' selber eine von der Art) oder sonstigem Getier im Erdreich scheidet bei einer Topfkultur praktisch aus.
  • Durch die Beweglichkeit der Pflanzen in ihren Gefässen ist ein einfacher Schutz vor verschiedenen Wetterkapriolen wie z.B. Dauerregen, Sturm und Hagelschlag ebenso problemlos möglich, wie vor zu starker Besonnung im Hochsommer oder zu nassen Wintermonaten.
  • Während der Blüte können die Gefässe an exponierter Stellung zur Geltung gebracht werden, danach "verschwinden" sie in geschützter Lage.
  • Eine spätere Entnahme aus dem Erdreich und gegf. Teilung ist weitaus einfacher und schonender möglich, als bei einer Kultur im Beet, bei der es praktisch nicht möglich ist, die Pflanzen ohne Beschädigung des Wurzelwerks wieder auszugraben.

Allerdings gibt es auch eine Reihe von Nachteilen:

  • An erster Stelle ist die Gefahr einer zu schnellen Austrocknung des begrenzten Pflanzsubstrats in den Gefäßen zu beachten, begünstigt durch
  • die überdurchschnittliche Aufheizung des Bodenbereichs, wenn die Töpfe, Kübel oder Kästen in der Sonne stehen.
  • Die Begrenzung des Wurzelwachstums in Töpfen kann besonders für Cypripedien mit ihren meist raumgreifenden Wurzelwachstum zum Problem werden.
  • Die Töpfe können über die Oberfläche mehr Wasser aufnehmen, als über die Abflusslöcher im Boden wieder abgeben, was gerade an feuchten, niederschlagsreichen Tagen die Gefahr der Übernässung birgt.
  • Der künstliche Nachschub von Nährstoffen, die in solchen Gefäßen schnell ausgewaschen werden, erfordert wegen der Salzempflindlichkeit der Orchideen für die richtige Dosierung eine sorgfältige Beobachtung der Pflanzen schon auf erste Anzeichung einer Unterversorgung oder Überdüngung und letztlich ein wenig Geschick am besten gepaart mit dem "grünen Daumen" .
  • Wurzeln, die sich an den Gefäßwänden entlang schlängeln, können in strengen Frostperioden Schaden nehmen.

Die Eigenarten der verschiedenen Materialien müssen mit bedacht werden:

  • Tongefäße trocknen schneller aus, als solche aus Plastik. Beim Durchfrieren von Ton- oder Keramikgefäßen können die an der Gefäßwand entlang wachsenden Wurzeln irreversiblen Schaden erleiden.
  • Styropor bietet eine gute Isolierung gegen Hitze und Kälte, an dessen relativ rauer Oberfläche verwachsen die Wurzeln jedoch ebenso schnell und fest, wie an der von Ton- oder Keramik-Töpfen.
  • Seit einiger Zeit sind doppelwandige Kunststoffkübel im Angebot, die einen gewissen Schutz für die Wurzeln im Randbereich des Gefässes sowohl vor zu großer Hitze im Sommer wie auch vor Frostschäden im Winter bieten.

Als Substratmischungen können prinzipiell die gleichen genommen werden, wie sie auch auf der Seite 'Pflegetipps > Pflanz-Substrate' aufgeführt sind. Wer nicht jährlich das Substrat wechseln möchte oder kann, sollte jedoch zum besseren Fäulnisschutz auf ein überwiegend mineralisches Substrat zurückgreifen und auch dies eher körnig mit nur wenig Lehmanteilen (näheres siehe nachfolgend).

Wie gerade erwähnt, sind Substrate ohne oder nur mit sehr geringen Humusanteilen besonders dann zu bevorzugen, wenn die Töpfe ungeschützt vor Niederschlägen stehen und/oder das Substrat nicht regelmäßig in kurzen, d.h. jährlichen Abständen erneuert wird.

Für die Kultivierung von Knollenorchideen in Töpfen bietet sich z.B. ein Gemisch aus groben (d.h. etwa Ø 4-10mm) Mineralien, wie z.B. Bims, Blähtonschotter, salzfreie Lava, Perlite etc. und Lehm im Verhältnis ~ 70 : 30 an, für Rhizomorchideen das gleiche im Verhältnis ~ 80 : 20. Die Nährstoffzufuhr muss in diesen Substraten dann durch eine entsprechende Düngung erfolgen.

Einige Orchideenliebhaber nutzen seit einiger Zeit mit ein Gemisch aus der normalen, in vielen Gartencentern erhältlichen Pflanzerde der Fa. Neudorf unter der Bezeichnung 'NeudoHum' und Mineralbeigaben. Diese Pflanzerde besteht aus einem Gemisch von Rindenhumus, Holz- und Kokosfasern bei einem ph-Wert von etwa 6,0 und einem Salzgehalt von 1,8 g/L. Selbst bei relativ empfindlichen Jungpflanzen bzw. Sämlingen von Cypripedium ist ein erstaunlicher Wurzelzuwachs in diesem Substrat zu beobachten. Ich selbst habe im Frühjahr 2008 erste Pflanzen in ein solches Gemisch aus NeudoHum, Bimsschotter, Seramis und Blähtonschotter gesetzt und habe eine gute Wurzelbildung mit kräftigem Pflanzenwuchs bestätigt bekommen. Auch Dactylorhiza und Gymnadenia haben in den ersten Jahren meiner persönlichen 'Testphase' enorm kräftige Knollen gebildet. Dieser starke Zuwachs ist in den hohen Humus- bzw. Nährstoffanteilen begründet, was aber gleichzeitig auch bedingt, dass ein regelmäßiger Austausch des Substrats im einjährigen (Cypripedium) bis maximal zweijährigen (Handknollenarten) Turnus erfolgen sollte.

Allerdings benutze ich dieses Neudohum-Gemisch nur für Pflanzen, die aufgepäppelt werden oder zur Weitergabe bereit stehen. Bei diesem Substrat muss nochmehr als bei der Containerkultur ohnehin auf einen Schutz vor Übernässung geachtet werden!

In den drei Kübeln, die ich für eine Dauerbepflanzung hergerichtet habe, habe ich anfangs drei Substratmischungen getestet: eins nur aus Lehm und Sand etwa im Verhältnis 1 : 3 bis 1 : 4 (Cyp. pubescens), eins aus Wald-(Kiefern- oder Buchenlaub-)Boden, Sand, Bimsschotter und Seramis im Verhältnis 1 : 1 : 1 : 1 (Cyp. flavum) und ein Fertiggemisch der Fa. 'Gartenorchideen-Shop' (Cyp. macranthos alba).

Vom erstgenannten Sand-Lehmgemisch habe ich nach 2 Jahren wegen zu starker Verdichtung wieder Abstand genommen, beim letztgenannten Fertiggemisch ergab sich die Notwendigkeit des Komplettaustauschs ebenfalls nach etwa 2 Jahren, so dass ich jetzt alle Kübel mit einem relativ groben Mineralgemisch aus wenig Lehm oder Gartenerde und hohen Anteilen (bis zu 80%) struktur-stabilen Körnungen (Seramis, Bims, Perlite, Kalkschotter) bestücke.

Für Cypripedium sollten die Gefäße einen Druchmesser von mindestens 16 - 18cm aufweisen, besser noch etwas mehr im Hinblick auf den erwünschten Zuwachs.

Insbesondere für Cyp. macranthos, reginae und pubescens wird in Teilen der Fachliteratur eine Kultur in Balkonkästen für problemloser erachtet, als in "normalen" Töpfen oder Schalen. Diese Empfehlung wird mit dem verhältnismäßig flachen, oberflächlichem Wurzelwachstum verbunden mit der enormen Wurzelausbreitung begründet, was im Kästen eher zu realisieren ist, als in tieferen, dafür aber mit kleinerer Oberfläche versehenen Schalen oder Kübeln. Ich kann dies aus eigener Anschauung nicht bestätigen.

Für Dactylorhiza, Gymnadenia und Pleione genügen kleinere Gefäße mit ca. 8 - 10cm Durchmesser.

Epipactis und Bletilla können zwar ebenfalls in kleineren Töpfen gehalten werden, wegen des relativ schnellen und starken Zuwachses halte ich jedoch auch bei diesen beiden Arten von Anfang an größere Behälter für sinnvoller.

Die Bodenfeuchte muss in Töpfen und Kübeln sorgfältig kontrolliert werden, so dass keinesfalls Staunässe entsteht !

Zusammen gefasst kann man also für die Topfkultur festhalten:

  • nicht zu kleine Kübel
  • in das Gefäss eine gute Drainage einbringen und -gegf. durch zusätzliche Löcher im Boden- für einen guten Wasserabfluss sorgen
  • mineralisches, körniges, gut durchlässiges Substrat, das nicht verdichtet
  • Töpfe hell aber schattig stellen, allenfalls Morgen- und/oder Abendsonne
  • Gefässe am besten regengeschützt aufstellen, gleichzeitig aber vor Austrocknung bewahren; gegf. Gießanzeiger von 'Seramis' verwenden (siehe nächste Seite 'Gießen + Düngen')
  • im Frühjahr mit dem beginnenden Austrieb vorsichtig düngen
  • besonders im Winter gegen Übernässung schützen, Frostschutz bei tiefem Dauerfrost (< 10° C), wenn möglich ggf. Gefäß im Schnee versenken.

Unten ein paar Bilder über die Bepflanzung eines 35 x 35 cm im Quadrat messenden Kübels.

Den Anfang machte im Frühjahr 2007 eine 4-triebigen Mutterpflanze Cypripedium pubescens und drei Dactylorhiza majalis in einem Gemisch aus Perlite, Sand und grobem Fertigsubstrat mit hohen Holzfaseranteilen, drainiert mit ca. 10 cm Lava-Bimsgemisch. -

Die Pflanzen sind in der Vegitationsperiode 2007 prächtig angewachsen und gediehen, dennoch habe ich aus zunächst rein optischen Gründen die Dac. majalis bereits im Herbst desselben Jahres wieder entnommen und in ein Beet gesetzt (siehe Seiten Cyp. pubescens und Dac. majalis).

Im Frühjahr 2009 waren dann Wurzelschäden bei der C. pubescens festzustellen, nachdem das mit (zu) hohen Holzfaseranteilen gemischte Substrat verbraucht und nicht rechtzeitig ersetzt worden war.

Daher habe ich später das Substratgemisch geändert, wie oben beschrieben. Zu erwähnen ist noch, dass die drei Kübel ganzjährig weitgehend vor Niederschlägen geschützt unter einem Glasdach stehen.

Bild Links: Der Boden des Pflanzgefässes ist mit grobem Blähton (8-16mm) bis etwa 20-25 cm unter die Oberkante bedeckt.

Bild Mitte: Darüber 2 Lagen grobes Kalkgestein...

Bild Rechts: ...dessen Hohlräume mit Bimsschotter aufgefüllt wurden.

Bild Links: Die verbliebenen ca. 15 cm werden mit Pflanzsubstrat aufgefüllt...

Bild Mitte: ...bepflanzt...

Bild Rechts: ...und mit Blähtonschotter abgedeckt.

Wie oben schon angerissen, halte ich eine Überwinterung der Kübel im Freien, je nach Witterungsbedingungen gegf. verpackt mit Jute und/oder Noppenfolie, gegenüber einer in Haus oder Keller für sinnvoller, wenn auch auf den ersten Blick für vielleicht riskanter. Stehen die Kübel oder Kästen frostfrei drinnen, besteht stets die Gefahr eines zu frühen Austriebs der Bulben oder Rhizome. Eine solch frühzeitiger Austrieb bedingt dann wiederum, dass die Pflanzen praktisch bis Mai im Haus bleiben müssen, damit die Triebe keine Frostschäden erleiden. Dieser lange Verbleib im Haus ist in der Regel mit einer zu geringen Lichtzufuhr verbunden, sodass die Triebe "vergeilen", also zu lang, unstabil und UV-empfindlich werden. Hinzu kommt, dass besonders Cypripedien eine Kälteperiode benötigen, um gesund zu bleiben und zu blühen.

Aber noch einmal die Warnung: Die Töpfe und Kübel mit den Orchideen sollten unbedingt gegen eine starke Durchnässung, nicht nur aber insbesondere im Winter geschützt werden, sonst faulen die Rhizome und Knollen schneller weg, als man hinschauen kann. Da ein Wasserverbrauch in der kalten Jahreszeit praktisch nicht stattfindet, außer durch Verdunstung aus dem Substrat heraus, bietet sich eine Abdeckung der Kübel mit Noppenfolie oder einer Styroporplatte oder eine Plazierung unter einer Überdachung an.