Das Ein- + Umpflanzen von Freilandorchideen




Pflanzgranulat für Cypripedium Von wenigen Arten abgesehen, ist eine Kultivierung in normaler Gartenerde bei nahezu allen Freiland-Orchideen ausgeschlossen oder stark eingeschränkt. Eine Vorbereitung des Pflanzsubstrats ist  daher nicht zu vermeiden. (Einzelheiten s.u.)

Zur Vorbereitung der Pflanzung eine Grube von ca. 40 - 45 cm ausheben und diese zunächst mit etwa 15 cm Drainage aus groben Blähton oder Kies befüllen, zur weiteren Aufkalkung vermischt mit Kalk- oder Kalksandsteinbrocken. Darauf etwa 25 - 30 cm vorbereitetes Substrat geben. Bei sehr sandigen oder sehr steinigen, durchlässigen Böden kann man sich gegf. die Drainageschicht ersparen. Abdeckung mit 1 – 2 cm Blähtonschotter o. Buchenlaub ist möglich.

Persönlich bevorzuge ich eine Abdeckung mit Blähtonschotter. Die Abdeckung mit Buchenlaub hat den Nachteil, das bei Abtrocknung die Laubteile gerne verwehen und sich weiträumig verteilen.

Warum überhaupt eine Abdeckung? - Einerseits aus optischen Gründen: Die aus den verschiedensten Einzelteilen zusammen gemischten Pflanzsubstrate weisen eine bunte, unruhige Oberflächenstruktur auf, die die optische Wirkung der Pflanzen und Blüten stark beeinträchtigt (siehe Foto rechts). Andererseits verhindert diese Abdeckung auch eine zu schnelle Abtrockung des Substrats in Schön-Wetter-Perioden und schafft im Winter eine zusätzliche Schutzschicht bei voller Luftdurchlässigkeit.

Bimsschotter Die unter  Pflanz-Substrate für die einzelnen Arten angegebenen Mischverhältnisse sind Vorschläge, die jedoch nicht die „ausschließliche Wahrheit“ für sich in Anspruch nehmen.

Entscheidend ist eine lockere, krümelige Struktur des Bodens ohne Staunässe.

Keinen Gartenhumus, gedüngte Erde oder sonstige Fäulnisstoffe beigeben, auch nicht bei den sehr toleranten Epipactis-Arten oder der Gymnadenia.

Als Richtwert kann dienen, dass das vorbereitete, feuchte Substrat nach dem Zusammenpressen z.B. in der Faust sofort wieder auseinanderfällt und nicht einen „Matschklumpen“ in der Art eines Schneeballs bildet.

Um den Boden aufzukalken, entsprechendes Kalkgestein, bei Bedarf verkleinert, zugeben. Kalksplit ist i.d.R. als Zierkies in vielen Gartencentern und Baustoffmärkten erhältlich. Eine jährliche, nicht zu üppige Streuung von sogen. "Gartenkalk" in gekörnter Abfüllung auf das Substrat ist ebenfalls möglich und hilfreich.

Blähton-Schotter Zur Auflockerung des Bodens dient neben scharfem Sand auch Seramis und Bimskies, Granulate mit der Eigenschaft Wasser zu speichern. Möglich ist aber auch Perlite, wie Bims ebenfalls ein natürliches Mineralgestein, das z.B. in Baumärkten als Schüttung für Wärme- und Trittschalldämmung in 80 Liter Säcken günstig zu erwerben ist. Perlite ist weitgehend ph-neutral und speichert Wasser besser als z.B. Bims. Beim Erwerb sollte man die Verpackungsbeschreibung sorgfältig studieren, um sicher zu gehen, dass der Inhalt unbehandelt ist.

Wer sich nicht die Arbeit einer eigenen Bodenmischung machen will, kann auch auf einige Züchter zurückgreifen, die eigene Substrate im Vertrieb anbieten. Diese fertig erworbenen Mischungen bringen insbesondere dann wirklich ausgezeichnete Ergebnisse, wenn man beim selben Züchter auch die Pflanzen erwirbt, weil diese dann sofort in dem Substrat, in dem sie gezogen wurden und das sie gewöhnt sind, weiterwachsen können.

Bei der Pflanzung der Cypripedium-Arten die Triebspitze gerade mit Substrat bedecken, bei den Pleione-Arten die Bulben zu etwa 50 % aus dem Substrat ragen lassen, bei allen anderen die Knollen oder Rhizome  etwa 3 – 4 cm unter die Substratoberfläche setzen. Bei den Cypripedien bin ich dazu übergegangen, das Rhizom und die Triebspitzen mit Seramis oder Bimskies anzuhäufeln, was einer Triebfäule entgegenwirkt. Das Substrat locker um die flach ausgebreiteten Wurzeln einfüllen, nicht andrücken, jedoch sofort gut angießen.

Als beste Pflanzzeit wird vielfach der Herbst benannt, und ich habe selbst auch viele Jahre Pflanzarbeiten meist gegen Ende eines Jahres vorgenommen, solange der Boden noch offen war. In der Zwischenzeit bevorzuge ich hierfür das zeitige Frühjahr, und zwar sowohl für Neuanpflanzungen wie auch für Umpflanzungen mit oder ohne Teilung. Nach meiner Beobachtung ist bei Frühjahrspflanzungen mit deutlich weniger Problemen zu rechen. Cypripedien können sogar erfolgreich noch direkt nach der Blüte (Samenkapsel und oberstes Blattpaar entfernen) ausgetopft oder umgesetzt werden, soweit es möglich ist, sie ohne Schädigung des Rhizoms und der Wurzeln aus dem bisherigen Substrat zu entnehmen. Die Bildung neuer Wurzeln beginnt bei dieser Gattung ohnehin erst nach der Blüte.

Rhizom Cypripedium Hybride 'Aki'

Cypripedium-Mutterpflanze mit 2 blühfähigen Trieben
(Cypr. 'Aki' - Herbst 2006)
Die Triebspitzen sollten nach dem Einsetzen knapp mit Substrat bedeckt sein, darauf dann die Schotter-Abdeckung.

Bulben Pleione formosana

Pleione formosana - Im Bildmittelpunkt zwei frische Bulben des vergangenen Sommers, in der Mitte dahinter die "Mutter"-Bulbe des Vorjahres, die verzehrt ist und entfernt werden kann.

Generell sollten allerdings Umpflanzungen und sonstige Maßnahmen im Wurzelbereich soweit es geht vermieden werden. Bei Bletilla und Epipactis lässt sich wegen des nach ein paar Jahren starken Zuwachses ein Ausgraben und Teilen i.d.R. nicht umgehen, wird von diesen beiden Arten jedoch auch gut vertragen. Die zu trennenden Pflanzenteile sollten sorgfältig von Erde und Schmutz abgespült, mit einem sauberen und scharfen Messer getrennt und dann die Schnittstellen mit Holzkohlenstaub eingepudert werden.

Ebenso problemlos ist das Versetzen der Bulben von Pleione im Herbst nach dem Einzug der Blätter. Ab Beginn der Wurzelbildung im Frühjahr sollte Pleione jedoch nicht mehr umgepflanzt werden, da bei dieser Art beschädigte Wurzeln nicht mehr nach- oder weiter wachsen.

Cypripedien sollten, sobald sie einmal angewachsen sind, nicht mehr versetzt und nur dann ausgegraben werden, wenn es wegen einer notwendigen Teilung (dazu HIER mehr) unumgänglich ist. Sie reagieren auf Störungen im Wurzelbereich besonders empfindlich.

Falls ein Ausgraben unumgänglich wird, sollte jegliche Beschädigung eines Rhizoms sorgfältig mit Holzkohlestaub eingepudert und zusätzlich bei der erneuten Einpflanzung auf und um die beschädigten Stelle kleine Holzkohlestückchen vor der Bedeckung mit dem Pflanzsubstrat gestreut werden (siehe auch HIER).

Gerade in den ersten beiden Jahren nach dem Ein- oder Umpflanzen von Cypripedium kommt es immer mal wieder vor, dass ein Trieb mehr oder minder weit beginnt auszutreiben, vielleicht sogar bis zum ersten Blattpaar, dann das Wachstum plötzlich stockt und nach ein paar Tagen der Trieb je nach erreichter Größe einfach braun wird oder „umkippt“, weil er knapp ober- oder unterhalb der Substratoberfläche „weich“ und faulig geworden ist. Diese Triebfäule kann aber auch erst später, nach Jahren auftreten und ereilt irgendwann fast jeden Cypripedien-Liebhaber, da sie sich praktisch nicht verhindern lässt.

Bei C. planipetalum, die als schwierig in der Kultur gilt (siehe die Seite Cypr. planipetalum), ist mir das in den Jahren 2002 und 2003 zweimal hintereinander passiert. Dennoch ist die Pflanze seit 2004 regelmäßig wieder ausgetrieben mit einem gesunden, kräftigen und dauerhaften Trieb.

Je ein im Herbst 2002 und Frühjahr 2004 als blühfähig erworbener Trieb von C. macranthos erlitten im Frühjahr 2003/2004 nach Bildung des ersten Blattpaares dasselbe Schicksal, ebenso wie einer von zwei neu gekauften Trieben der C. „Aki“ im Frühjahr 2004. Alle drei gingen vollständig ein.

Meist liegt die Ursache im Eindringen eines Pilzes oder auch bestimmter Bakterien in die Blattknospe der durch Umsetzen geschwächten Pflanze in den Wintermonaten oder im Pilzbefall einer z.B. durch im Erdreich lebendes Getier verursachten Wunde im Gewebe.

Dennoch muß ein solcher Vorgang nicht zwingend zum Totalausfall führen. Ich habe die betroffenen Rhizome aus der Erde genommen, sauber gespült und in neues Substrat gesetzt. Manchmal hilft es auch den Austrieb sorgfältig zu beobachten, um bei ersten Anzeichen eines sich braun verfärbenden, faulig werdenen Scheideblatts dieses entweder mit einem geeigneten Fungizid zu behandeln (z.B. 'Dithane NeoTec' von der Fa. Compo) oder das angegriffene Scheideblatt mit einer Pinzette abzuzupfen. Hierbei ist allerdings schnelles Handeln gefragt - die Fäulnis dringt meist binnen Stunden tiefer in den Trieb ein und dann hilft kein Sprühen und kein Zupfen mehr.

Bei Knollenorchideen ist höchste Achtung geboten, wenn das gesamte Blattwerk plötzlich nach der Anpflanzung und dem Austrieb schlaff und kraftlos wird. Dies geht i.d.R. auf Fäulnis an der Knolle selbst zurück. Hier muss ebenfalls schnell gehandelt werden. Um einen Totalverlust vielleicht noch zu vermeiden, muss die Pflanze aus dem Substrat genommen und die faule Stelle bis ins gesunde Gewebe umgehend rausgeschnitten werden.

Auch in diesem Bereich gilt gerade bei Neupflanzungen: „Ein bisschen Schwund ist immer“ und sollte nicht entmutigen. Was für ein blöder Spruch!